Erster Quartalsbericht 2022: Internationale Ereignisse beeinflussen die Ergebnisse
Vier Mal im Jahr veröffentlicht Oikocredit Fakten und Zahlen für das vorangegangene Quartal. Dieser Beitrag enthält Hintergrundinformationen um einen Einblick in die Entwicklungen für das erste Quartal 2022 zu geben.
Finanzmärkte schwächen solide Leistung
Aufgrund externer Faktoren, unter anderem der Krieg in der Ukraine, verzeichnete Oikocredit im ersten Quartal 2022 ein durchwachsenes Ergebnis. Trotz aktiver Steuerung der Portfolioentwicklung, Liquidität, Kostenkontrolle und anderer Bereiche mussten wir im Quartal einen Nettoverlust von 6,3 Millionen Euro hinnehmen. Das Ergebnis ist eine direkte Folge des Wertverlusts unseres Anleihenportfolios (Wertpapieranlagen) in Höhe von 9,3 Millionen Euro. Hinzu kam der Bedarf an zusätzlichen Rückstellungen für Kreditverluste in Höhe von 3,3 Millionen Euro.
Mit zunehmender finanzieller Unsicherheit angesichts des Ukrainekonflikts kamen die Märkte unter Druck, was zu einem Anstieg der, Zinsen und Rohstoffpreise führte. Vor dem Hintergrund beträchtlicher Marktspekulationen brachen die internationalen Aktienkurse ein. Infolge dieser Entwicklungen – darunter auch ein massiver Kursrutsch an den Anleihemärkten – verlief das Quartal für festverzinsliche Anlagen ausgesprochen negativ. Entsprechend sank der Wert unserer Wertpapieranlagen deutlich.
Stetiger Fortschritt in den Schwerpunktbereichen
Bei unserer Kerntätigkeit – der Entwicklungsfinanzierung – erzielten wir ermutigende Fortschritte. Ausstehende Darlehen und Kapitalbeteiligungen stiegen insgesamt um 1,9 Prozent: von 995,9 Millionen Euro Ende 2021 auf 1.015,2 Millionen Euro. Der Ausbau unseres Entwicklungsfinanzierungsportfolios auf über eine Milliarde Euro ist eine beachtliche Leistung und stärkt erwartungsgemäß die Erholung unserer Genossenschaft im Nachgang der Pandemie. Mit 1.129,8 Millionen Euro blieb das bei Oikocredit angelegte Kapital stabil (Q4 2021: 1.129,0 Millionen Euro). Infolge der Nettoverluste sank der Nettoinventarwert (NAV) auf 212,24 Euro (Q4 2021: 213,58 Euro). Gleichzeitig ging die Nettoliquidität auf 17,4 Prozent zurück (Q4 2021: 21,5 Prozent), sie entspricht jedoch weiterhin unserer Mindestzielvorgabe.
Mit zunehmender Unsicherheit an den Märkten stieg der Anteil ausfallgefährdeter Kredite mit PAR 90 („Portfolio at risk“), bei dem die Rückzahlungen mehr als 90 Tage überfällig sind, von 5,5 Prozent auf 6,3 Prozent und liegt damit über unserer Zielgröße von 6 Prozent. Dieser Anstieg war hauptsächlich durch Probleme bei der Überweisung von Tilgungszahlungen in Westafrika auf unser Konto in den Niederlanden bedingt. Zum Ende des Quartals nahm keine Partnerorganisation mehr eine im Rahmen unserer pandemiebedingten Maßnahmen gewährte Zahlungspause in Anspruch. Der Anteil der Partnerorganisationen, die ihre Kredite planmäßig tilgen, blieb mit 90 Prozent stabil. Die Gesamtzahl der Partner ging von 517 auf 508 zurück.
Die Betriebskosten blieben auch weiterhin stabil: Personal- und Reisekosten sowie der allgemeine und Verwaltungsaufwand lagen unter der Budgetgrenze.
Soziale Wirkung und Beratungs- und Schulungsprogramme
Im Rahmen der Einführung unserer neuen Strategie für 2022-2026 und ihrem gemeinschaftsorientierten Ansatz haben wir unsere Theorie des Wandels sowie unsere Partnerauswahl anhand der ESG-Kriterien („ecological, social and governance“) aktualisiert.
Im ersten Quartal identifizierten wir potenzielle Partnerorganisationen für die Teilnahme an unserer Umfrage 2022 zur Eigenwahrnehmung von Kund*innen. Ferner rollten wir unser Preisrisikomanagement-Programm in Ruanda aus. Nicht zuletzt starteten wir u. a. Projekte, um Unternehmungen in Kenia und Uganda zu unterstützen.
Organisatorische Entwicklungen
Nach dem Ausscheiden von Bart van Eyk als Direktor für Kapitalanlagen im Februar 2022 wird auf Geschäftsführungsebene derzeit nach einer Besetzung für das neue Amt des Direktors bzw. der Direktorin für Impact Investments gesucht. Im zweiten Quartal wird unsere neue Direktorin für Finanzen und Risikomanagement ihr Amt antreten. Die Kandidat*innen für den Aufsichtsrat wurden bereits nominiert und werden bei der internationalen Generalversammlung am 9. Juni bestellt.
Überdies haben wir weitere Schritte zur Umsetzung unserer neuen Strategie 2022-2026 und unseres neuen Beteiligungsmodells unternommen. Eine finale Version der neuen Strategie, soll auf der Generalversammlung vorgestellt werden.
Weiterer Ausblick
Zunehmende Inflation, steigende Zinsen, Marktvolatilität und allgemeine wirtschaftliche Ungewissheit werden wohl noch einige Zeit anhalten. Vor diesem Hintergrund werden wir die Leistung sowie das Wohlergehen unser Partnerorganisationen und deren Kund*innen intensiver begleiten und dabei gleichzeitig unsere eigene Bilanz sowie Liquidität, Kostenentwicklung und Wertpapieranlagen-Portfolio im Auge behalten. Es gilt genau zu beobachten, wie sich das schwierige Geschäftsumfeld auf unsere Partner und deren Kund*innen auswirkt. Mit den weltweit steigenden Lebensmittelpreisen steigt auch die Gefahr, dass weitere Haushalte und Gemeinschaften in Armut geraten. Andererseits könnten diejenigen Oikocredit-Partner, die als Genossenschaften Bauern und Bäuerinnen vertreten, von Preiserhöhungen für ihre Produkte profitieren.
Archiv > 2022 > Mai
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