Feiern Sie den Weltkaffeetag mit einer Tasse nachhaltigem Kaffee
Jedes Jahr am 1. Oktober ist Weltkaffeetag – der passende Tag, um die harte Arbeit der Kaffeepflanzer*innen weltweit zu würdigen und sich einmal mehr um eine faire Entlohnung für sie zu bemühen. Kann es einen besseren Tag geben, um mit Freund*innen und Familie eine Tasse nachhaltigen, fair gehandelten Kaffee zu trinken?
Es heißt, Kaffee habe seinen Ursprung in den früheren Wäldern des äthiopischen Hochlands. Ein einheimischer Ziegenhirt habe seine aufmunternde Wirkung zuerst entdeckt. Kaffeeanbau und Kaffeegenuss verbreiteten sich dann im 15. und 16. Jahrhundert über Nordafrika und den Nahen Osten bis nach Süd(ost)asien und schließlich nach Mittel- und Südamerika. Im 17. Jahrhundert entdeckten man ihn dann auch in Europa, und die städtische Mittelschicht fand zunehmend Gefallen am Kaffeehausbesuch. Leider ging der weltweite Siegeszug des Kaffees oft mit Kolonialismus und Sklaverei einher, und in manchen Anbaugebieten lassen die Arbeitsbedingungen noch heute zu wünschen übrig.
Zum Glück gibt es aber viele Initiativen mit dem Ziel, die Arbeitsbedingungen kleiner Kaffeebäuerinnen und -bauern zu verbessern. Oikocredit finanziert Kaffeekooperativen, die sich für eine faire Entlohnung ihrer Mitglieder einsetzen, vor allem solche, die Prämien für hohe Qualität und Zertifizierungen zahlen.
Die Kaffee-Wertschöpfungskette
Kaffee wird aus Kaffeebohnen gewonnen, den Samen von Sträuchern der Pflanzengattung Coffea. Sie werden heute in großem Umfang in den tropischen Regionen Afrikas, Asiens, Lateinamerikas und der Karibik angebaut, dem sogenannten Kaffeegürtel. Die häufigsten und bekanntesten Kaffeearten sind Arabica (Coffea arabica) und Robusta (Coffea canephora). Arabica wächst meist in höheren, kühleren Regionen und gilt oft als der bessere Kaffee, mit komplexeren Aromen und komplexerem Geschmack. Arabica ist aber empfindlicher und nicht so leicht anzubauen wie Robusta. Lateinamerikanische Länder wie Brasilien, Kolumbien, Costa Rica und Guatemala sind für ihren Qualitätskaffee bekannt.
Die Kaffeeproduktion beginnt mit dem Anbau der Kaffeepflanzen und der Ernte der Kaffeekirschen, der Früchte der Pflanze. Es folgt die Weiterverarbeitung, um die äußere Haut zu entfernen und die Kaffeebohne vom Fruchtfleisch der Kirsche zu lösen. Danach wird die Pektinschicht entfernt – eine klebrige, zuckerhaltige Schicht um den Samen –, die innere schützende Zelluloseschicht („Pergamenthaut“) und schließlich die innerste Haut, bekannt als Silberhäutchen oder Spreu. Es gibt vier Verarbeitungsmethoden. Bei der klassischen Methode trocknen die Kaffeekirschen zunächst in der Sonne und fermentieren auf natürliche Weise. Danach werden sie maschinell geschält, um die äußeren Schichten zu entfernen. Die Nassaufbereitung, heute die gängigste Methode, trennt die Hülle von der Bohne, bevor die Bohnen in Wasser eingeweicht und fermentiert werden. Danach werden sie gewaschen und getrocknet. „Semi-Washing“ und „Honey Processing“ verbinden Elemente dieser beiden Methoden.
Einige kleine Kaffeeproduzent*innen verarbeiten den Kaffee auf handwerkliche Weise. Viele von ihnen sind aber in Kooperativen organisiert und liefern ihre Kaffeekirschen oder den Pergamentkaffee dorthin, wo größere Mengen an Bohnen mit besseren Maschinen verarbeitet werden. Nach der Erstverarbeitung werden die Kaffeebohnen geröstet, um die Konzentration an natürlichem Zucker zu erhöhen und so den Geschmack zu verbessern.
Danach geht die Kaffee-Wertschöpfungskette weiter, über Verarbeiter, Röstereien, Händler und Exporteure bis zu Importeuren, Markenartiklern und Verkaufsstellen wie Cafés, Fachhändlern, Supermärkten, Gastronomiebetrieben und Kaffeekollektiven. Die meisten Kaffeebohnen werden auf dem Weltmarkt verkauft, entweder direkt an Röstereien oder an Zwischenhändler, die sie wiederum weiterverkaufen. In den Anbauländern haben einige wenige Erzeugergenossenschaften eigene Marken oder rösten den Kaffee für die lokalen Märkte.
Wie bei vielen Rohstoffen sind auch beim Kaffeeanbau die meisten Erzeuger*innen Kleinbauern. Sie müssen den Marktpreis akzeptieren, auf den sie selbst keinen Einfluss haben, und erhalten meist nur einen kleinen Teil des Ladenpreises für ihr Produkt. Andere Akteure, die in späteren Phasen der Wertschöpfungskette Mehrwert schaffen – Röstereien, Großhändler oder große Einzelhändler – erhalten einen größeren Teil des Gewinns.
2019 berichtete die International Coffee Organization (ICO) über einen dramatischen Verfall der Kaffeepreise auf den niedrigsten Stand seit 15 Jahren. Millionen von Kaffeeproduzent*innen hatten dadurch Probleme, ihren Lebensunterhalt zu bestreiten und ihre Familien zu versorgen. Um deren Elend und den Bedarf an Gemeinschaftsaktionen zu verdeutlichen, hat die ICO die #coffeepledge-Bewegung ins Leben gerufen und ist in den sozialen Medien aktiv geworden.
Wie Oikocredit hilft
Wie erwähnt ist die Preisbildung nur einer von vielen Faktoren, der die Kaffeebäuerinnen und -bauern benachteiligt. Kleinere Anbieter auf dem Land stehen vor zusätzlichen Herausforderungen. Sie haben nur wenig Geld, vor allem vor der Erntesaison und damit vor dem Verkauf ihrer Bohnen, sodass die nötigen Investitionen zur Ertragssicherung und steigerung oft schwerfallen. So müssen Arabica-Pflanzen sorgfältig gepflegt und nach einigen Jahren nachgepflanzt werden, wenn die Erträge zurückgehen. Kleinbauern leiden auch unter Preisschwankungen aufgrund saisonaler Wetterereignisse wie Stürme und Dürren, die durch den Klimawandel verstärkt werden – aber nicht zuletzt auch unter politischen und wirtschaftlichen Schocks, die die gesamte Gesellschaft betreffen. Viele Kaffeefarmen mit schlechten Böden sind auch vom Kaffeerost betroffen, einer Pilzkrankheit, die zu weniger Blüten und Früchten führt und sich nur schwer bekämpfen lässt.
Für Oikocredit ist Kaffee ein wichtiger Sektor. Etwa drei Viertel unseres Landwirtschaftsportfolios in Mittelamerika und ein Großteil unserer Arbeit mit landwirtschaftlichen Partnerorganisationen in anderen Teilen der Welt entfallen auf Kaffee. Wir unterstützen die Partnerorganisationen der Kaffeeproduzenten – vor allem Kaffeekooperativen und Bauernverbände – mit Krediten, Eigenkapital und Hilfe zur Selbsthilfe. Durch unsere Kredite können Partnerorganisationen ihren Mitgliedern Vorschüsse zahlen, mit denen sie Unterhalt, Erneuerung und Ernte auf ihren Plantagen finanzieren können – und die ihnen ermöglichen, in bessere Systeme und Verarbeitungstechnik zu investieren.
Im Rahmen unseres jüngsten Hilfe-zur-Selbsthilfe-Ansatzes helfen wir Zusammenschlüssen kleinbäuerlicher Kaffeeproduzent*innen dabei, mit der Preisvolatilität zurechtzukommen. Unser Preisrisikomanagement-Programm arbeitet dazu mit Kaffeekooperativen und anderen Verbänden in Lateinamerika zusammen. Wir beraten sie bei technischen Fragen, stellen Informationen zur Verfügung und helfen bei der Betriebsführung, mit Absicherungsstrategien und Erfahrungsaustausch. Bis jetzt haben Kaffeepartner in Mittelamerika und Peru an dem Programm teilgenommen. Eine weitere Phase ist für Ende 2021 für andere mittelamerikanische Partner geplant.
Die Corona-Pandemie hatte Auswirkungen auf die Lebensbedingungen vieler kleiner Kaffeebäuerinnen und -bauern. Durch die Kontaktbeschränkungen fiel es ihnen schwer, zusätzliche Arbeitskräfte für die Ernte zu finden, auf die viele neben ihren Familienmitgliedern angewiesen sind. Schutzmaßnahmen wie Masken und Desinfektion bedeuteten für die Erzeugerorganisationen zusätzliche Kosten. Bisweilen wurden auch Transport und Export schwieriger, etwa, weil es an Containern für die Verschiffung mangelte. Oikocredit hat seit 2020 mit dem Coronavirus-Solidaritätsfonds einigen Kaffee-Partnerorganisationen geholfen, die Produktion aufrechtzuerhalten und die Pandemiekosten zu decken.
Nachhaltiger Kaffee
Nachhaltigkeit ist für die Wertschöpfungskette von Kaffee wichtig. Sie senkt die Risiken, zumal eine schlecht gemanagte Kaffeeproduktion mit zerstörerischen Rodungen, geringerer Artenvielfalt, umfangreichem Einsatz von Pestiziden, Überbeanspruchung der Böden und Wasserverschwendung einhergehen kann. Niedrige Verkaufspreise und unzuverlässige Geschäftspartner*innen können zu schlechten Lebensbedingungen für die Kleinbauern führen und ihre Familien und die Dorfgemeinschaften destabilisieren. Eine nachhaltige Kaffeeproduktion gewährleistet hingegen bessere Lebensbedingungen und einen sorgfältigen Umgang mit natürlichen Ressourcen.
Wenn Verbraucher*innen bereit sind, für fair gehandelten und nachhaltigen Kaffee etwas mehr zu bezahlen, kann dies für Produzenten und Umwelt einen großen Unterschied machen. Nachhaltigkeitszertifizierungen wie die von FLOCERT (auf Basis der Standards von Fairtrade International) und Rainforest Alliance gewährleisten, dass Produzent*innen und Käufer*innen etablierten Regeln folgen. Die Zertifizierungen bedeuten, dass Produktionsmethoden und Lebensbedingungen sorgfältig überprüft und verifiziert wurden. Wenn die Produzentenorganisationen Prämien erhalten, haben Anbaugenossenschaften bessere Chancen, auch morgen noch erfolgreich zu sein. Aber natürlich können Kleinbauern auch ohne Zertifizierung Kaffee verantwortlich produzieren – schließlich kann die Zertifizierung für sie und ihre Organisationen sehr langwierig und aufwendig sein.
Eine Leidenschaft für Kaffee
Jose Augusto Cordón ist Senior Investment Officer von Oikocredit in Mittelamerika mit Sitz in Guatemala-Stadt. Er hat viele Jahre Erfahrung und unterstützt unsere Kaffeepartnerorganisationen in der Region mit großem Engagement. Cordón liebt den intensiven Geschmack von guatemaltekischem Kaffee. Er sagt:
„Kaffee ist ein faszinierendes Thema und so viel mehr als nur ein Geschäft. Es gibt so viele Sorten, Aromen und Geschmacksrichtungen. Anbau- und Verarbeitungsmethoden variieren enorm. Ich kann nie genug davon bekommen, Kaffeebauern und Produzentenorganisationen in verschiedenen Ländern und Regionen zu besuchen. Mithilfe von Oikocredit können Erzeuger*innen und ihre Dörfer ihren Lebensstandard verbessern – und die Verbraucher*innen können sich sicher sein, dass ihr Kaffee nicht nur gut schmeckt, sondern auch nachhaltig produziert und fair gehandelt ist.“
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